[vc_row][vc_column][vc_column_text]17 Jänner, 2018

 

Ihr habt mich vermutlich für eine ganze Weile nicht Tanzen gesehen. Wenn doch, dann habe ich mich wahrscheinlich bei euch beschwert wie verdammt rassistisch diese Tanzszene geworden ist. *Seufz* Wie auch immer. Das ist meine Erklärung warum ich mit Blues-Tanz aufgehört habe und ich sehr wahrscheinlich nicht wieder dahin zurückkehren werde. Dieser Beitrag lag monatelang auf meinem Desktop und sammelte Staub an, weil ich zu verängstigt war ihn zu veröffentlichen. Nehmt es mir deshalb bitte nicht übel und bitte hasst mich nicht.

 

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Liebe weiße Menschen, die Blues tanzen,

 

Lasst mich euch warnen, dass dieser Beitrag nicht einfach zu lesen sein wird. Ihr seid keine schlechten Menschen. Es ist einfach eure Existenz, nicht eure Entscheidungen, die euch für diese Gefühle verantwortlich macht. Abgesehen davon fühle ich mich dafür verantwortlich euch wissen zu lassen, dass ich für jede Minute, die ich in einem Tanzsaal verbrachte, Bauchschmerzen bekam.  

 

Erst kürzlich kam ich zu der Einsicht, dass es in diesem Amerika unmöglich ist gleichzeitig weiß zu sein, Blues zu tanzen, und sich nicht die Kultur der Schwarzen anzueignen.

 

Dazu habe ich eine Geschichte über das letzte Blues Wochenende zu dem ich ging. Es war eine Samstagabendtanzveranstaltung. Es gibt einen Ballsaal voll mit 150 bis 200 weißen Tänzer_innen, von denen jeder oder jede 50 bis 200 US Dollar für sein Ticket bezahlt hat. Da sind vier Schwarze, mich eingeschlossen. Zwei arbeiten für die Veranstalter. Einer davon bin ich. Die andere Schwarze Person, die nicht bezahlt wurde um hier zu sein, stand die ganze Nacht an der Wand und wurde zweimal zum Tanz aufgefordert. Von mir. Beide Male. Als meine Freunde ihn genauer betrachteten, sah ich Furcht in seinen Augen.

 

Wie könnt ihr es rechtfertigen, dass ihr den Tanz meines Volkes tanzt und sie nicht willkommen heißt?

 

Dasselbe Wochenende, an dem die Veranstaltung stattfand, wurde wieder ein anderer Schwarzer von der Polizei ermordet. Sein Name war Patrick Harmon und er war 50 Jahre alt. Er wurde ermordet, weil er nachts ohne Licht mit dem Fahrrad unterwegs war.

Ihr könnt nicht – ihr könnt einfach nicht – in einem schönen Ballsaal tanzen und es Blues nennen. Das Thema von Samstagabend war Glitzer. Glitzer? Das meint ihr nicht wirklich ernst? Dieser Tanz, ein Tanz über Mord, Prostitution, Armut, Alkoholismus, Hunger, Unterdrückung – Glitzer? Wie kann man sich nur vorstellen, dass das okay ist? Soweit es mich betrifft hätten sie auch genauso gut weiße Roben und Kapuzen tragen können.

Ja-Z schreibt in seinem Lied „The Story of OJ“ (bitte seht euch diesen Film an)

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“House nigger, don’t fuck with me

I’m a field nigger, go shine cutlery

Gold-plated quarters where the butlers be

I’mma play the corners where the hustlers be”

 [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Diesen Abend habe ich die Dränger in der Ecke beobachtet und es hat mich gebrochen; The schwarzen Männer, die nicht sicher waren, und in eurem schönen, leicht beleuchteten Raum tanzten; Sie waren draußen und schliefen unruhig und wachten auf. Hat irgendwer von euch Ihnen in die Augen geblickt? Wann habt ihr das letzte Mal einem obdachlosen Schwarzen auf der Straße in die Augen geblickt? Gebt es zu – ihr habt Angst vor Ihnen. Und ihr habt Angst diesen Tanz in seiner wahren Form – zu schwarzer Musik in dunklen Bars – zu tanzen, weil es sich wie dieser Blick in die Augen anfühlt.

 

Google definiert Aneignung als “Die Tat Etwas zu für seine eigenen Zwecke zu verwenden und typischerweise ohne die Erlaubnis des Besitzers“. Ihr habt nicht nach unserer Erlaubnis gefragt. Bei schwarzem Blues in Amerika geht es nicht ums traurig sein; Es war ein Weg, um die rassistische Scheiße mit der wir jeden Tag konfrontiert waren, zu bekämpfen, damit wir in diesem Land existieren konnten. Ihr könnt bei so etwas nicht mitmachen – es ist nicht etwas das ihr einfach annehmen könnt und anschließend wie es euch gerade gefällt einfach wieder ablegen könnt. Ihr könnt diesen Schmerz nicht tanzen. Es ist nicht der Eure. Ihr habt nicht die Erlaubnis „to be blue“ (den „Blues“ haben) – wenn ihr nichts dagegen unternehmt, wenn eure Polizisten_innen eure Brüder in den Rücken schießen.

Bitte erzählt mir nicht, dass meine Gefühle “echt” sind; Bitte erzählt mir nicht, dass das „gerechtfertigt“ ist – Ich weiß das Alles schon. Initiiert keine neuen Maßnahmen, macht keine leeren Versprechungen. Ich möchte, dass ihr aufhört Blues zu tanzen. Es. ist. Nicht. Euer Tanz.

 

Es tut mir wirklich so leid, dass wir diesen Tanz nicht gemeinsam genießen können. Ich wünschte ich müsste diesen Beitrag nicht schreiben. Ich wünschte ich könnte Spaß mit meinen Freunden haben ohne dabei daran zu denken. Und ich wünschte mir, dass nicht jede verdammte Unterhaltung in Amerika sich wieder und wieder auf Rasse zurückführen ließe. Ich wünsche mir auch, dass dieser Mann nicht sterben hätte müssen. Er war Jemandes Bruder. Er war Jemandes Sohn. Ich wünschte ich hätte nicht die eine Stunde, nachdem ich die Samstagabendtanzveranstaltung verlassen hatte, im Auto meines Freundes zu weinen begonnen.  Ich wünschte ich könnte mit meinem Leben normal weitermachen anstelle mich hinzusetzen und diesen Beitrag zu schreiben. Denn ehrlich gesagt, habe ich eine Ausbildung zu vollenden, Arbeit zu tun, und Spaß zu haben. Ich wünschte ich könnte mich einfach hinsitzen und still sein – Aber ich kann es nicht.

 

Bis zu dem Zeitpunkt an dem wir eine vollständige Gleichheit des Volkes in Amerika erreichen, werden Weiße die Blues tanzen als kulturell aneignend betrachtet. Ihr seid keine schlechten Menschen, nur weil ihr daran teilnehmt – Es ist einfach so wie es ist. Wenn ihr wiederum etwas verändern wollt, hier ist ein Tipp – hört auf Blues zu tanzen. Anstatt dessen verwendet diese Zeit um für die NAACP zu arbeiten. Organisiert stattdessen einen BLM Protest. Erinnert euch stattdessen an den toten Mann. Oder bemüht euch darum, dass Schwarze freien Zutritt zu Veranstaltungen bekommen. Lasst uns nicht mehr als 200 US Dollar bezahlen, nur damit wir unseren eigenen verdammten Tanz tanzen können. Nicht gerade diesen Tanz, den wir erschaffen haben, um das Leid auszudrücken, das euer Volk uns beschert hat.

 

Ellie[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_empty_space][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_separator color=”peacoc”][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_empty_space][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Link zum Originalartikel: https://elliekoepplinger.wordpress.com/2018/01/17/why-i-stopped-blues-dancing/[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]